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Wohnungsbaugenossenschaften

Aktuell gibt es über 2000 Wohnungsgenossenschaften mit fast 3 Millionen Mitgliedern in der Bundesrepublik. Der genossenschaftlich verwaltete Bestand macht fast zehn Prozent der in Deutschland verfügbaren Meitwohnungen aus.

Ein Rückblick


Die Geschichte der Wohnungsgenossenschaften reicht bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Die rasante Industrialisierung führte zu einer massiven Bewegung aus ländlichen Gebieten in den städtischen Raum. Die Folge war eine zunehmende Wohnungsnot inklusive dramatischer Wohnverhältnisse im Industriellen Umfeld.

Im Jahr 1862 entstand die erste Wohnungsgenossenschaft in Hamburg. Aufwind erhielten genossenschaftliche Gründungen im Wohnbereich durch die Novellierung des Genossenschaftsgesetzes im Jahr 1889, welches die beschränkte Haftung (Haftung nur in Höhe des Geschäftsanteils) für die Mitglieder der Genossenschaft einführte.
Waren die frühen Wohnungsgenossenschaften noch auf die Versorgung der Arbeiterschaft ausgerichtet, entstanden nun auch Genossenschaften für den Mittelstand und für das Beamtentum. In der Weimarer Republik entstand das Konzept der baulichen Selbsthilfe, welches das fehlende Baukapital durch den Arbeitseinsatz der Mitglieder ersetzte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr das genossenschaftliche Modell in der alten Bundesrepublik, wie auch in der DDR, eine intensive Neubelebung auf unterschiedlichen Wegen. Vor allem auf dem Gebiet der ehem. DDR führte die Bildung von Arbeiterwohngenossenschaften (AWG) zu einer neuen, staatlich gelenkten Form der Schaffung von Wohnraum in unmittelbarer Nähe zu großen Industriekombinaten, welche in der Regel den regionalen Wohnungsbau als Trägerbetriebe mittrugen.

Nach der Wiedervereinigung


Die Abschaffung des Wohnungsgemeinützigkeitsgesetzes im Jahr 1990 veränderte die Rahmenbedingungen für die Genossenschaften deutlich. Die Zahl der genossenschaftlichen Neugründungen ging zurück. In Folge der Privatisierungspflicht veränderte sich auch die Struktur der ostdeutschen Wohngenossenschaften. Trotzdem ist noch heute in allen ostdeutschen Ländern die Wohnraumversorgung durch genossenschaftliches Wohnen wesentlich stärker geprägt, als in den westdeutschen Ländern.

Das genossenschaftliche Wohnen verlor mit der Entspannung auf dem Wohnungsmarkt in den neunziger und nuller Jahren an Attraktivität. Der demographische Wandel zeigte sich in den Folgejahren besonders deutlich bei den Mitgliedern der Wohngenossenschaften. Im Jahr 2010 lag bei rund fünfzig Prozent der Haushaltsvorstände das Durchschnittsalter bei sechzig Jahren. Um der demographischen Kurve entgegenzuwirken entwickelten vor allem städtische Wohngenossenschaften Konzepte für Studierende. Sie bieten spezielle Studentenrabatte beim Kauf der Genossenschaftsanteile. Ein weiteres Modell ist die Zahlung der Anteile nach Ablauf von mehreren Jahren. Manche Genossenschaften bieten sogar den Tausch dieser Anteile bei Wohnortwechsel zu einer anderen Genossenschaft.

Der Ausblick


In Folge demographischer Veränderungen wandelt sich der Wohnungsmarkt massiv. Die hohe Nachfrage nach bezahlbaren Wohnraum lässt heute das genossenschaftlich organisierte Wohnen als attraktives Mietwohnmodell in eine neue Zukunft blicken. Im städtischen Bereich stehen zahlreiche Mietneubauten vor der Fertigstellung. Einige bereits heute in genossenschaftlichem Umfeld. Die Erweiterung bzw. Gründung von neuen Genossenschaften ist absehbar.